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Europäische Studie zu Big Data und Schutz der Privatsphäre

Europäische Studie zu Big Data und Schutz der Privatsphäre

Das Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation hat durch TNS Infratest 8000 Europäer aus acht Ländern kürzlich zum Thema Big Data und Schutz der Privatheit befragen lassen. Nach Angaben der Verfasser ist dies die bisher umfangreichste Studie zu diesen Fragestellungen. Passend zum Europäischen Datenschutztag, der am 28. Januar 2016 gefeiert wird, haben wir uns die Studie näher angeschaut. Solche Befragungen sind immer mit Vorsicht zu genießen und zu hinterfragen. Interessant sind sie allemal, da sie zumindest grob aufzeigen, wo Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten innerhalb Europas liegen.

Informationsquellen

Die Studie sollte u.a. besser beleuchten, aus welchen Quellen die Menschen ihr Wissen über die Sammlung und Nutzung von persönlichen Daten beziehen. Rund ein Drittel der Befragten Europäer gaben „Nachrichten“ als Hauptquelle an (34 %). Als zweithäufigste Quelle nannten die befragten Europäern die „Internetrecherche“ (30 %), gefolgt von „eigenen Erfahrungen“ (28 %), „Familie und Freunde“ (20 %) und zuletzt „Allgemeine Geschäftsbedingungen“ (12 %). Hier empfehle ich, sich einmal die einzelnen Länderantworten genauer anzuschauen, da es große Unterschiede gibt.

Wissen wer sammelt was und wofür?

Am besten informiert fühlen sich die Befragten über die Sammlung und Datenverwendung durch ihren Arbeitgeber. Hier gaben 28 % an, „sehr viel“ und „viel“ zu wissen. Je 26 % meinen gut über die Datensammlung durch Telekommunikationsanbieter, Gesundheitsorganisationen, Banken, Suchmaschinenanbieter und Anbieter sozialer Netzwerke informiert zur sein. 24 % geben an „viel“ darüber zu wissen, wie der eigene Staat mit persönlichen oder personenbezogenen Daten umgeht. Schlechter schneiden nur noch Online-Shops (21 %) und Online-Bezahldienste (20 %) ab.

Vertrauen hinsichtlich der Nutzung persönlicher Daten

Das Wissen über die Datensammlung korreliert nicht mit dem Vertrauen in die Organisationen, die die Daten sammeln. Am wenigsten wird Anbietern von sozialen Netzwerken (11 %), Suchmaschinen Anbietern (16 %), Online-Shops (17 %) und Telekommunikationsunternehmen (18 %) vertraut. Am meisten Vertrauen genießen Gesundheitseinrichtungen (43 %), der Arbeitgeber (36 %), Banken und Kreditkartenanbieter (33 %). Aber nur je 22 % vertrauen „stark“ dem Staat/Regierung sowie Versicherungsunternehmen.

Vertrauensbildende Maßnahmen

Auf die Frage, wie das Vertrauen für die Nutzung der persönlichen Daten gewonnen werden könnte, gaben 51 % der Nutzer die Möglichkeit einer Änderung der Privatsphäre-Einstellungen an. Sogar 68 % der Nutzer waren der Ansicht, dass eine einfache und klare Sprache sowie kurze AGB helfen, Vertrauen zu schaffen. Es gibt also noch Hoffnung.

Gute Sensibilität für die eigenen Daten

Auf die Frage, wie die Nutzer ihre Daten schützen, gaben 44 % an Cookies zu löschen oder zu blockieren. 41 % haben schon einmal einen Download abgebrochen, weil ein Zugriff auf die persönlichen Daten gefordert wurde. Dies zeugt von einer ausgeprägten Sensibilität für die persönlichen Daten.

Angst vor Kontrollverlust

Aus Angst vor Zugriffen Dritter, vermeiden es sogar 51 % über persönliche Dinge in E-Mails oder Textnachrichten zu schreiben. Und 42 % sind überzeugt, dass ihr eigenes Onlineverhalten und ihre Privatsphären-Einstellungen nicht helfen, Kontrolle darüber behalten, welche Informationen über sie gesammelt werden.

Ausgeprägtes Misstrauen gegenüber Werbe- und Marketingnutzung

Die Datenweitergabe zu Werbe- und Marketingzwecken an Dritte wird von einer deutlichen Mehrheit abgelehnt. 42 % sind sogar der Ansicht, dass ein Verkauf der Daten gar nicht erlaubt sein sollte.
Geschäftsmodelle, die anhand der Daten eine Veränderung der Lebenssituation (z.B. Geburt eines Kindes) beim Nutzer erkennen, die Daten für eine Schätzung des Einkommens verwenden oder die Standortdaten nutzen, um entspreche Produkte anzubieten, werden von mehr als 50 % der Befragten abgelehnt. 55 % der Nutzer sind sich sogar einig lieber Geld für die Nutzung eines Services bezahlen zu wollen, als den Anbieter persönliche Daten zu überlassen.

Ablehnung von „Big Data“

Die Nutzer haben zudem kein Vertrauen, wenn es um die Datenweitergabe bei digitalen Angeboten und der Analyse ihrer Daten geht. Auf die pauschale Frage nach den Vor- und Nachteilen von „Big Data“ antworteten mehr als 50 % der Befragten, dass sie mehr Nach- als Vorteile sehen.

Nutzer sind offen für sinnstiftende Nutzung

Anhand der Befragung zu unterschiedlichen Einsatzszenarien zeigt sich aber die Ambivalenz der Nutzer. Wenn sie meinen, dass die Datenanalyse einen Mehrwert bringt, beispielsweise zur Erkennung und Behandlung von Krankheiten, wird dies von einer deutlichen Mehrheit befürwortet. Auf der anderen Seite lehnen mehr als 72 % es aber ab, den Versicherungen Zugriff auf ihre Gesundheits- und Fitnessdaten zu gewähren, damit diese eine Beitragsanpassung vornehmen können. Ebenso lehnen 58 % der Nutzer es ab, Empfehlungen für einen gesünderen Lebensstils zu erhalten, die auf der Analyse ihrer Gesundheits- und Fitnessdaten basieren.

Fazit: EU Bürger mögen keine Bevormundung

Das Wissen der Europäischen Nutzer über die Datensammlung durch Organisationen ist vorhanden, korreliert aber nicht 1:1 mit dem Vertrauen der Nutzer in die Organisationen. Dies ist ein Indiz dafür, dass Transparenz alleine noch kein Vertrauen schafft. Die Europäischen Nutzer sind durchaus offen für Big Data Anwendungen, soweit sie einen Mehrwert erkennen können. Sie möchten sich aber weder von Versicherungen sagen lassen wie sie zu leben haben, noch von der Werbewirtschaft was sie kaufen sollen.

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