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„Graph Search“: Facebook stellt eigene Suchmaschine vor

„Graph Search“: Facebook stellt eigene Suchmaschine vor

Mark Zuckerberg hat am vergangenen Dienstag die Presse in die Facebook-Zentrale im kalifornischen Menlo Park eingeladen, um die neue Suchfunktion „Graph Search“ zu präsentieren.

„Graph Search“ sei ein vollkommen neuer Weg für Menschen, Informationen auf Facebook zu finden:

This is one of the coolest things we’ve done in a while.

Warum eine Suchmaschine?

Das Netzwerk umfasst über 1 Milliarde Nutzer, 240 Milliarden Fotos sowie eine 1 Billion Verknüpfungen. Um die wohl größte Datenbank sozialer Beziehungen und Aktivitäten der Welt zu verwalten, unterhält Facebook riesige Rechenzentren. Im nordschwedischen Luleå baut das Netzwerk gerade das größte Rechenzentrum Europas, wie die „Frankfurter Allgemeine“ berichtete.

Die Beziehungen und Informationen, die sich aus der jahrelangen Interaktion eines Nutzers ergeben, nennt Facebook „sozialer Graph“. Bislang fehlen aber noch die technischen Möglichkeiten, das heillose Durcheinander der abermilliarden Nutzerbeziehungen strukturiert zu durchsuchen. Das soll sich jetzt ändern. Dazu müssen die Daten aber noch indexiert, also eine Karte von den Datenbergen angelegt werden. Ein gigantisches Vorhaben. Derzeit befindet sich „Graph Search“ im frühen Entwicklungsstadium und ist nur für eine begrenzte Nutzergruppe verfügbar.

Was ist anders an der Suchmaschine?

Die Graph-Suche erfasst nicht das gesamte Internet, sondern nur die Nutzer-Daten des sozialen Netzwerks. Dazu gehören Fotos, Orte, „Gefällt mir-Angaben“, Interessen und viele andere Dinge, welche die Nutzer des Netzwerkes während ihrer Mitgliedschaft preisgegeben haben. Die Suchanfragen sollen vier konkrete Bereiche betreffen: Menschen, Fotos, Orte und Interessen.  

Vorgeführt wurden auf der Pressekonferenz diverse Suchanfragen – von „Filme, die meine Freunde mögen“ über „Leute, die Chris heißen und in Stanford auf der Uni waren“ bis hin zu „Restaurants, die meine Freunde mögen“.

Wie tief man mit dem Suchdienst in die Datenberge eindringen kann, zeigten Suchen nach „Fotos meiner Freunde in Nationalparks“ oder „Fotos meiner Freunde, die vor 1990 aufgenommen wurden“. Diese Suche förderte zur allgemeinen Erheiterung Babyfotos von Facebook-Mitarbeitern zu Tage.  Der Ablauf des Pressetermins wird sehr bildreich bei „The Verge“ geschildert.

Kann man damit Geld verdienen?

Mark Zuckerberg geht es natürlich darum,

Die Welt zu einem stärker verknüpften und offenen Ort zu machen.

Trotzdem stellt sich die Frage, ob man wie Google mit den Suchanfragen der Nutzer Geld verdienen will. Wie der „Spiegel“ berichtet, antwortete Zuckerberg auf eine ähnliche Frage eines Journalisten, das könne „in der Zukunft möglicherweise ein Geschäftsmodell sein“, im Moment sei man nur daran interessiert, „etwas zu bauen, das die Leute wollen“.

Dass der Suchdienst eine attraktive Werbeplattform darstellt, ist aber allen Beteiligten klar. Facebook greift nicht nur den Konkurrenten Google an, sondern auch Dating-Plattformen, Businessnetzwerke wie Xing oder LinkedIn und sogar Bewertungsportale für Restaurants. Es wird nämlich möglich sein, nach Freunden von Freunden zu suchen, die den Beziehungsstatus „Single“ angeben, nach Freunden mit einem abgeschlossenen Informatikstudium und nach „Restaurants in der Nähe, die meine Freunde mögen“.

Der Kurs der LinkedIn-Aktie und der Aktie des Restaurant-Bewertungsdienstes Yelp fielen unmittelbar nach der Ankündigung, dass Facebook künftig zur Anwerbung von Personal und zur Restaurantsuche mit Hilfe des Freundeskreises genutzt werden kann. Wie unter anderem im britischen „Guardian“ nachzulesen ist, gab aber auch die Facebook-Aktie selbst schon während der Pressekonferenz um 1,5 Prozent nach – offenbar hatten sich die Anleger mehr erhofft.

Und der Datenschutz?

Facebook weiß, dass es ein Problem mit dem Datenschutz gibt. Prophylaktisch erklärte Mark Zuckerberg vor der versammelten Presse, dass zehn Prozent der Rechenleistung, die Facebook braucht, derzeit in das Einhalten der Datenschutz-Einstellungen investiert werde.  Zudem kooperiere man mit Microsoft (die Suchmaschine „Bing“ kommt hilfsweise zum Einsatz) und nicht mit Google, weil sich Google nicht auf Privacy-Vorgaben von Facebook einlassen wolle.

Bei den Ergebnissen der Graph-Suche sollen die Privatsphären-Einstellungen der Nutzer berücksichtigt werden. Es würden nur Ergebnisse angezeigt, die entweder als „öffentlich“ markiert oder mit dem jeweils Suchenden geteilt wurden, betonte Facebook. Somit sollen Nutzer nur die Ergebnisse sehen, die sie theoretisch an anderer Stelle in ihrem Facebook-Netzwerk auffinden könnten.

Doch wenn die Datenberge erst einmal erschlossen sind, bieten sich ungeahnte Möglichkeiten der Auswertung. Facebook könnte etwa entlang der Verknüpfungen des sozialen Graphen personalisierte Werbebotschaften an die Nutzer verschicken. Oder Dritten die Auswertung der Daten ermöglichen, um Zielgruppen für ihre Produkte ausfindig zu machen. Ob dann der Datenschutz immer noch hoch gehalten wird, muss sich erst zeigen …

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