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Kommentar: Hilflos gegen die Macht der Konzerne

Kommentar: Hilflos gegen die Macht der Konzerne

Gesundheits-Apps und Wearables missachten die gesetzlichen Anforderungen. Die große Datenschutz-Schlagzeile der letzten Woche führt allerdings bei der Bundesregierung nur zu weiterem Nichtstun und bei mir zu dem folgenden Wutanfall.

Intransparent, entmündigend, rechtswidrig

Als ich heute etwas Zeit fand und endlich die Datenschutz-News der letzten Wochen lesen konnte, hat es mich wieder einmal geschüttelt. Wie die Seite netzpolitik.org in ihrem Artikel schildert, hat sich „Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit“ mal wieder zu einer Pressemitteilung bewegen lassen.

Das ist an sich schon erstaunlich genug und sollte zuerst auch Thema dieses Beitrags werden. Gerüchteweise gibt es inzwischen eine Belohnung für denjenigen, der Hinweise auf den Aufenthaltsort von Andrea Voßhoff geben kann. So heißt übrigens die Bundesdatenschutzbeauftragte – das weiß bloß keiner. Dem Ganzen hatte sich zuletzt aber schon heute.de umfangreich gewidmet, so dass ich mich mit einem Kopfschütteln an den Inhalt des Textes begeben habe.

Und dabei kommt einem dann wirklich die Galle hoch. Eine aktuelle Untersuchung der Datenschutz-Aufsichtsbehörden von 16 Gesundheits-Apps hat ergeben, dass in diesem Bereich gravierende Datenschutzverstöße an der Tagesordnung sind und gerade die Transparenz vollkommen unzureichend ist. Die Zwischenüberschrift „Intransparent, entmündigend, rechtswidrig“ von netzpolitik.org trifft es da sehr gut.

Die Macht der Konzerne

Jetzt kann man natürlich sagen, dass das ja durchaus zu erwarten war. Wer sich Gedanken über Datenschutz macht, wird solche Apps und ihre dazu gehörenden Wearables sowieso nicht nutzen. Aber gerade an diesem Punkt ist der Verbraucher auf Transparenz der Hersteller angewiesen. Wenn mir nicht mitgeteilt wird, dass und an wen die Daten meines Puls-Armbandes weitergeleitet werden, kann ich auch keine informierte Entscheidung treffen.

Hilfe von Seiten des Gesetzgebers ist leider auch nicht zu erwarten. Die Bundesregierung hat mitgeteilt, dass sie kurzfristig keinen Handlungsbedarf sieht. Eine Selbstverpflichtung der Hersteller sei schließlich in Planung. „Lachhaft“ fällt mir dazu als erstes ein. Aber immerhin kommt die Datenschutz-Grundverordnung und bringt Datenschutz by Design und by Default. Wenn die Bundesregierung nicht noch einen Weg findet, die DSGVO auch in diesem Punkt auszuhöhlen.

Vision für die Zukunft?

Warum rege ich mich eigentlich so auf? Vielleicht deshalb, weil man vielfach gar nicht mehr die Chance hat, ein selbstbestimmtes „Datenschutz-Leben“ zu führen. Mit Samsung belauschte einer der größten Elektronik-Hersteller der Welt seine Kunden in deren Wohnzimmern mit Hilfe der TV-Fernbedienung.

Transparent informiert wurde darüber in einer der unzähligen Unterseiten der EULA. Nur ein weiteres Beispiel von vielen. Ich mag einfach nicht mehr. Und jetzt warte ich nur noch auf den Tag, an dem Gesundheits-Apps flächendeckend von den Krankenkassen eingesetzt werden. Ist ja schließlich auch gut für mich… Nicht.

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  • Super Beitrag!

  • Zum Glück gibt es Leute, die solche Probleme wenigstens wahrnehmen und darüber berichten. Was, wenn die Gesundheitsapps und dazugehörigen Wearables obligatorisch werden wie das Homebanking (wer nicht mitmacht, muss unverhältnismäßig hohe Gebühren bzw. Beiträge zahlen)? Dann bleibt nur eines, „kriminell“ werden und lernen, wie man die Dinger manipuliert. Bin selbst schlank und beweglich und gesund, und zwar OHNE ständig meine Schritte und meinen Puls und mein Körpergewicht zu messen. Will meine freie Zeit verwenden, wie es mir passt !!!!!

  • Respekt!

    So emotional, hätte ich Dich hier niemals erwartet ;)

  • Sie sprechen mir aus der Seele. Vielen Dank Herr Mommers!
    „Wegsehen“ und „machen lassen“ scheint ein bedeutender Faktor in der digitalen Wirtschaftspolitik zu werden/geworden zu sein. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont ist für mich der bekannt gewordene Entwurf der ePrivacy-VO.

  • Fein, doch noch jemand der sich, außer mir, aufregt. Meine Frage der Woche ist nicht, wo Andrea Voßhoff steckt, sondern zu was wir Datenschutzaufsichtsbehörden haben. Da sitzen hoch dotierte Beamte, die anscheinend gar nichts machen als noble Reden zu schwingen. Seit Jahren versuche ich zu ergründen, warum mein Mann bei der Schufa als kreditunwürdig geführt wurde. Zig Anfragen bei der Datenschutzbehörde wurden nicht beantwortet. Es wurde damals zwar geprüft und festgestellt, dass keine Zustimmung meines Mannes vorlag, also auch keine Daten an die Schufa geliefert werden durften. Die damalige Citibank musste löschen, behauptete dann aber, dass sie keine Datenschutzbestimmungen verletzt hätte. Das schlechte Scoring meines Mannes wäre entstanden, weil ich, die Ehefrau, angeblich so viele Kreditanfragen getätigt hätte. Mal abgesehen davon, dass das eine Lüge war, der Datenschutzbeauftragte hat das als gegeben hingenommen. Aber was hat mein angebliches Verhalten mit der Bonität meines Mannes tun? Zumal ich Ratingstufe A hatte. So etwas wird wohl nur gemacht um höhere Zinsen berechnen zu können, sich unermesslich zu bereichern. Und die Verantwortlichen unserer Regierung? Die haben auch keine Ahnung, lassen deshalb die Gesetze von Lobbyisten schreiben. Nein, ich darf mich nicht aufregen, aber mein Mann ist tot und unser Haus soll jetzt versteigert werden. Fröhliche Weihnachten!

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