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Lifestyle 2.0 – Der gefährliche Trend zum Internet der Dinge (IoT)

Lifestyle 2.0 – Der gefährliche Trend zum Internet der Dinge (IoT)

Bei manchen Dingen konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich sie wirklich brauche, bis ich sie dann selber hatte. Verhältnismäßig lange bin ich ohne Smartphone ausgekommen – heute weiß ich nicht, wie ich ohne überleben konnte. Auch der Vorteil einer mit GPS ausgestatteten Sportuhr erschloss sich mir erst, als ich für einen größeren Wettkampf trainierte. Das Internet der Dinge (IoT) greift um sich, die Welt wird immer smarter. Bei manchen technischen Neuerungen fragt man sich allerdings, worin deren Sinn besteht.

Spieglein, Spieglein an der Wand…

Ein sicherlich unterschätzter Gegenstand in unserem Alltag ist der Spiegel. Insbesondere die Mehrheit der Frauen (als Vertreterin dieser Spezies darf ich das an dieser Stelle sagen) könnte morgens wohl nicht die eigenen vier Wände verlassen, ohne mehrere Blicke in eben einen solchen geworfen zu haben. Doch die Simplizität eines Spiegels ist nicht genug. Der „S.E.L.F.I.E.“ (kurz für „The Self Enhancing Live Feed Image Engine“) erkennt das Lächeln seines Gegenübers, schießt ein Foto und versendet dieses automatisch an Twitter. Ein unvorteilhaftes morgendliches Selfie im Netz wird wohl nur verhindert werden können, wenn man stets mit übel launiger Miene im Badezimmer steht.

Als wären normale Spiegel nicht schon teuer genug, kann wahlweise auch zum „Griffin Connected Mirror“ gegriffen werden, der Ende des Jahres für geschmeidige 1.000 US-$ zu haben sein soll. Dieser reiht sich wunderbar in die Errungenschaften des Internet der Dinge ein: man hat die Möglichkeit sich von einem weiteren Gerät den Wetterbericht anzeigen zu lassen. Oder man sieht die Selfie-Tweets der Freunde, die sich den S.E.L.F.I.E. gegönnt haben.

Tischlein deck‘ dich!

Der nächste Bereich, in dem die Technologie übergriffig wird, ist der rund um das Essen. Beweisstück Nummer Eins ist hier die Firma Herb & Body mit dem Smalt. Wer nicht direkt aus dem Namen ablesen kann, um welches Produkt es sich handeln könnte, sei dieses charmante Wortspiel gerne erklärt: smart + salt = Smalt. Die Welt hat nur darauf gewartet: ein mit dem Internet verbundener Salzstreuer. Auf der Webseite heißt es hierzu:

„Whether you want to dispense a pinch or a teaspoon, turn the dial or simply ask “Alexa” and wait for magic to happen.“

Ein magischer Salzstreuer. Mit integriertem Lautsprecher. Warum? Aus Gründen.

Wem auch das nicht aufregend genug ist, der kann nicht nur sein eigenes, sondern auch das Frühstück seiner Freunde aus der Ferne bereichern. Möglich macht dies der „Toasteroid“, mein Beweisstück Nummer Zwei im Bereich von Sinnlosigkeiten rund ums Thema Essen. Mit dem sehr eingängigen Slogan

„Why post-it when you can toast it“

scheinen die Erfinder eine wahre Marktlücke entdeckt zu haben. Wie viel fröhlicher ist das Frühstück bitte, wenn man etwa einen Pacman auf sein Toast geröstet hat? Oder man kann ganz im Sinne des Internet der Dinge via Toast Messages (gewissermaßen also Toastages!?) seine Freunde über die aktuelle Wettervorhersage informieren: „Cremt euch ein, damit ihr bei den 28° Grad am Strand nachher nicht so verkohlt wie dieses Toast!“. Hautärzte auf der ganzen Welt atmen auf.

Und, wie heiß bist du so?

Auch im Gesundheitsbereich stellen sich offenbar findige Menschen die Frage, welche alltäglichen Gegenstände definitiv ein smartes Upgrade verdient haben. An dieser Stelle möchte ich dann das „Kinsa Smart Thermometer“ vorstellen. Denn es reicht nicht aus, dass das Thermometer einem die Körpertemperatur anzeigt und man auf Grund der angezeigten Temperatur weiß, ob man Fieber hat oder nicht. Nein. Dank der passenden App kann die ganze Familie gesundheitlich überwacht und kontrolliert werden. Und weil auch das nicht genug ist, gibt es sogar spezielle Business-Lösungen des Herstellers. Nie war es leichter die neuen Kollegen kennenzulernen, als bei einem Gespräch über die morgendliche Rektaltemperatur.

Leider scheint dies eins der wenigen Gadgets zu sein, das nicht in der Lage ist, einem aus den gewonnenen Werten etwas über das kommende Wetter zu sagen. Aber vielleicht kommt das ja noch.

Bestellst du noch oder trinkst du schon?

Die mittlerweile auch im Norden der Republik angekommenen warmen Temperaturen locken immer mehr Menschen nach draußen. Schnell findet man sich im Beachclub oder meinetwegen auch im Biergarten ein. Passend dazu gibt es auch smarte Trinkgläser. Mittels QR-Code kann auf dem Smartphone die Getränkekarte abgerufen und die Bestellung aufgegeben werden. Diese wird einem dann im SmartGlass der Firma Rastal zum Tisch gebracht. Bezahlt werden kann dann mittels Mobile Payment. Kommunikation mit dem süßen Kellner wäre ja auch zu viel des Guten. Helfen soll dieses Produkt insbesondere den Gastronomen und Lieferanten, um besser kalkulieren zu können – denn bevor das Glas den durstigen Gast erreicht, wird es auf die SmartBar gestellt, die Inhalt und Füllmenge erkennt.

Interessant ist hier die Frage, ob dann auch eine Bier-Cloud geplant ist – und damit ist nicht die Geruchswolke, die aus dem Mund des geneigten Trinkers kommt, gemeint! Dann könnte man die eigene Trink-Historie überall und zu jeder Zeit abrufen. Stellt sich nur die Anschlussfrage: Wie viel Alkohol kann ich trinken, bevor meine Einwilligung in die Übertragung der Daten nicht mehr rechtskonform ist? Die Antwort liegt vermutlich im Bereich des § 104 BGB…

Nur sinnlos oder wirklich gefährlich?

Diese vorgestellten Produkte haben natürlich einen gewissen Unterhaltungsfaktor und sollen manche alltäglichen Abläufe sogar vereinfachen. Doch meistens ist das Gegenteil der Fall. Viele vernetzte Geräte plagen eklatante Sicherheitsprobleme und deren Lösungen stellen Regierung, Unternehmen und Nutzer vor eine große Herausforderung. Daneben produziert das Internet der Dinge auch noch Datenberge von ungeahntem Ausmaß. Nicht nur das die Masse an gesammelten Daten uns immer gläserner macht, deren Potential weckt zudem allerlei lüsterne Begehrlichkeiten.

Dabei denke man zuerst an Kriminelle, die allerlei Unfug mit oder aufgrund der Daten anstellen können. Vom Identitätsdiebstahl über einen ungestörten Einbruch bis hin zum Anschlag auf das Leben. Doch nicht nur Menschen mit bösen Intentionen wollen an diese Daten. Auch Sicherheitsbehörden haben längst das Potential für die Aufklärung von Straftaten durch die technischen Helferlein erkannt und versuchen über den Rechtsweg Zugriff auf die gespeicherten Daten zu erhalten.

Zu guter Letzt haben auch allerlei Unternehmen Interesse an den Daten, die das Internet der Dinge generiert. Zum Beispiel um Werbung oder Produkte noch weiter zu personalisieren. Ein auf mich perfekt zugeschnittenes Produkt, hört sich im ersten Moment nicht schlecht an? Die anfängliche Begeisterung verfliegt bei vielen spätestens beim Gedanken an sensible Daten. So etwa, wenn die Krankenkasse ihren Tarif aufgrund von Daten aus der eigenen Gesundheits-App individualisiert. Vieleicht denkt man aber auch an den Arbeitgeber den Gesundheitsdaten interessieren, damit der Arbeitnehmer durch entsprechende Förderung lange gesund und somit effizient bleiben.

Schließlich kommt hinzu, dass der durchschnittliche Nutzer die Technik, die hinter den Geräten steckt, nicht mehr vollständig durchblickt und sich auch nicht der oben genannten Gefahren bewusst ist. Neben der abgestumpften „ist mir doch egal, ich hab ja nichts zu verbergen“ Haltung kommt hinzu, dass die Geräte möglicherweise mehr Daten über uns sammeln und schlimmstenfalls an Dritte übermitteln, ohne dass wir etwas davon mitbekommen. Wie viel Kontrolle man also über „seine“ Daten noch hat, nachdem diese einmal erfasst wurden, ist mehr als fraglich.

Als 1886 Carl Benz das erste Auto mit Verbrennungsmotor erfunden hat, konnte sich damals auch noch keiner vorstellen, dass es irgendwann mal elektrische, selbstfahrende Fahrzeuge geben würde. Sicherlich liegt zwischen dem ersten Auto und heute eine verhältnismäßig große Zeitspanne, doch der Fortschritt – insbesondere der technologische – wird immer schneller. Dinge, die wir uns heute noch nicht vorstellen können, können trotzdem ein Teil unserer nahen Zukunft sein. Darunter auch derzeit vielleicht lediglich sinnlos erscheinende Neuerungen, die irgendwann zumindest ein gewisses Gefahrenpotential für den Einzelnen darstellen. Bei aller Liebe für technische Spielerein sollte daher beim Internet der Dinge ein gesundes Maß zwischen Risiko und Nutzen gewahrt werden.

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  • Wunderbar geschrieben, gerne mehr davon. Werden die Einführung des Kinsa Smart Thermometer im Office heiß diskutieren. :D

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