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Nutzerprofile im Internet: „Personalchefs – Hier klicken!“

Nutzerprofile im Internet: „Personalchefs – Hier klicken!“

Die Werte von Unternehmen wie Google oder Facebook werden inzwischen auf astronomische Summen geschätzt. Die Wirtschaftswelt stuft diese Schwergewichte des Internets als so wertvoll ein, weil beide über einen riesigen Bestand von Nutzerdaten verfügen, der für zielgerichtete Werbung genutzt werden kann und auch wird.

Um als Beleg nur eine Zahl zu nennen: Allein im Jahr 2011 erzielte Google mit personalisierten Werbeanzeigen einen Umsatz von knapp 30 Milliarden (!) Euro.

Personalisierte Werbeanzeigen

Nun kann man sich mit durchaus nachvollziehbaren Gründen auf den Standpunkt stellen, dass man gegen persönlich angepasste Werbeanzeigen im Netz nichts einzuwenden hat, diese vielleicht sogar als hilfreich empfindet.

Andere mögen es aber wohl weniger begrüßen, wenn sie Werbung für Antidepressiva eingeblendet bekommen, nur weil sie in ihrer letzten Mail von ihrem GoogleMail-Account die Wörter „Stress“ und „Angst“ – in welchem Zusammenhang auch immer – verwendet haben.

Nutzerprofile nicht nur für Werbung

Mit diesem, aber auch mit anderen Beispielen zeigte die amerikanische Jura-Professorin Lori Andrews kürzlich in einem Gastbeitrag in der SZ einmal mehr anschaulich auf, dass Nutzerprofile im Internet nicht nur für Werbeanzeigen ge- oder missbraucht werden. Denn natürlich können derartige Informationen auch dafür genutzt werden, über den Abschluss von Risikoversicherungen, die Gewährung von Krediten oder die Anstellung in einem Unternehmen zu entscheiden.

Dienste bieten ausgewertete Nutzerdaten an

Und es erfolgen bereits derartige Nutzungen, Vorreiter sind einmal mehr die Vereinigten Staaten. Beispiele gefällig? Andrews hat einige davon:

  • Das Angebot „Accurint for Law Enforcement“ des Datenbankdienstleisters LexisNexis bietet Behörden die Möglichkeit, nach einzelnen Personen zu recherchieren und bedient sich dabei auch bei Daten sozialer Netzwerke
  • Ähnlich dazu bietet die Personensuchmaschine Spokeo seinen Nutzern (jedem zugänglich) ausführliche Profile bestimmter Personen (u.a. Angaben zu persönlichen Beziehungen, Vermögen und Religion!); einer der Werbeslogans lautet: „Personalchefs – Hier klicken!“
  • American Express drittelte den Kreditrahmen eines Mannes, nur weil er in seinen Flitterwochen in verschiedenen Geschäften bezahlt hatte, deren Kunden eine überdurchschnittlich schlechte Zahlungsmoral aufwiesen

Statistische Gleichmachung hindert individuelle Entfaltung

Gerade das letzte Beispiel zeigt, dass derartige Verfahren einer einzelnen Person dadurch schaden können, dass sie ihn so behandeln, wie die Statistik ihn erwartet, aber nicht so, wie er tatsächlich ist. Und alle Beispiele unterstreichen die Wichtigkeit eines funktionierenden Datenschutzrechts! Hier muss es vor allem um die Verpflichtung zu transparenten Verfahrenen gehen und um die Möglichkeit für den Einzelnen, etwaige Fehler in den statistischen Prognosen korrigieren zu können.

Träume zerstört von Bits und Bytes

Andrews fasst die Gefahr durch statistische Gleichmachung am Ende ihres Artikels so zusammen:

… es geht hier um die Frage, ob Träume von Bits und Bytes zerstört werden, über die man selbst keine Kontrolle hat und mit denen Internetfirmen im Moment nach Gutdünken verfahren können, ohne jemals dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

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