Zum Inhalt springen Zur Navigation springen
Stell Dir vor, es gibt einen Skandal und keinen kümmert es

Stell Dir vor, es gibt einen Skandal und keinen kümmert es

Welchen Stellenwert der NSA-Skandal in Deutschland mittlerweile hat, wurde gestern Abend im Deutschen Fernsehen deutlich. Am Freitag gab es die ersten Ankündigungen eines exklusiven Interviews mit Edward Snowden. Es sollte das erste ausführliche Interview seit Beginn des Skandals im Sommer sein.

Kein Brennpunkt = kein außergewöhnliches Ereignis

Bei außergewöhnlichen Ereignissen wird die Berichterstattung der aktuellen Nachrichtensendungen durch eine Sondersendung ergänzt. Für gewöhnlich wird diese Sondersendung direkt nach der tagesschau bei der ARD ausgestrahlt. Nicht so am gestrigen Sonntagabend, denn an diesem Abend hat der Tatort seinen festen Sendeplatz. Interessierte Zuschauer mussten sich noch etwas gedulden.

Held oder Verräter?

Wer nun aber gedacht hat, dass das Interview direkt nach dem Tatort ausgestrahlt wird, sah sich enttäuscht. Um 21:45h war der Titel der Sendung zwar „Edward Snowden im Interview – Held oder Verräter?“. Zu Wort kamen bei Günther Jauch aber zunächst andere. So waren es weitere 60 Minuten mit einer Diskussion über ein Thema, das längst in allen Facetten wieder und wieder aufgearbeitet worden ist.

Alles umsonst?

Um 23:05h war es nach einer weiteren Sendung der tagesthemen endlich soweit. Das halbstündige Interview mit Edward Snowden wurde ausgestrahlt. Edward Snowden nahm bereitwillig Stellung zu seinen Beweggründen, die Öffentlichkeit zu informieren. Trotz Morddrohungen ist seine größte Angst, dass sich nichts ändert.

Wirtschaftsspionage und enge Zusammenarbeit der Geheimdienste

Bis auf vage Hinweise auf Industriespionage und dem Austausch von Informationen zwischen den verschiedenen Geheimdiensten gab es zwar keine neuen Enthüllungen. Seine Ausführungen zu den bisherigen Veröffentlichungen lassen den für Datenschutz sensibilisierten Zuschauer jedoch noch immer den Atem stocken:

Jedes Mal wenn Sie telefonieren, eine E-Mail schreiben, etwas überweisen, mit einem Mobiltelefon Bus fahren oder irgendwo eine Karte durch ein Lesegerät ziehen, hinterlassen Sie eine Spur und die Regierung hat beschlossen, dass es eine gute Idee ist, das alles mit diesen Programmen zu sammeln. Alles, selbst wenn Sie noch nie eines Verbrechens verdächtigt wurden.

Man könnte jede E-Mail auf der ganzen Welt lesen. Von jedem, von dem man die E-Mail-Adresse besitzt, man kann den Verkehr auf jeder Webseite beobachten, auf jedem Computer, jedes Laptop, das man ausfindig macht, kann man von Ort zu Ort über die ganze Welt verfolgen.

Wo bleibt das Entsetzen?

Dies ist und bleibt ein Skandal, der auf die Titelseiten der Zeitungen gehört und die beste Sendezeit verdient hat. Umso erstaunlicher ist es, dass die Öffentlichkeit nicht aktiver reagiert. Es gibt kaum Proteste gegen die Untätigkeit der Regierung. Vielleicht liegt es daran, dass das Internet und seine Funktionsweise für viele ein schwarzes Loch bzw. „Neuland“ darstellt. Die Folgen sind nicht unmittelbar greifbar. Der Einzelne kann die Konsequenzen nicht unmittelbar spüren.

So wird gegen die Einrichtung von Gefahrenzonen und die damit verbundenen anlasslosen Personenkontrollen mit Erfolg demonstriert. Die täglich stattfindende, dauerhafte Überwachung, bei der weit mehr Informationen über JEDEN gesammelt werden, wird jedoch weitgehend ignoriert oder einfach hingenommen.

Informieren Sie sich über unsere praxisnahen Webinare
  • »Microsoft 365 sicher gestalten«
  • »Informationspflichten nach DSGVO«
  • »Auftragsverarbeitung in der Praxis«
  • »DSGVO-konformes Löschen«
  • »IT-Notfall Ransomware«
  • »Bewerber- und Beschäftigtendatenschutz«
Webinare entdecken
Mit dem Code „Webinar2024B“ erhalten Sie 10% Rabatt, gültig bis zum 30.06.2024.
Beitrag kommentieren
Fehler entdeckt oder Themenvorschlag? Kontaktieren Sie uns anonym hier.
  • Vielleicht ist es weniger der Skandal, sondern eher dessen mediale Aufbereitung, was die Leute kalt lässt. Ich persönlich habe jedes Interesse an Herrn Snowden in seiner Eigenschaft als Informant verloren, es sei denn, er hätte noch einen Knaller in petto. 

  • Drei Anmerkungen:

    1. Medien und Presse erfüllen weitgehend die Funktion, die ihnen in unserem System zugedacht ist: Manipulation und Desinformation. Gemeinhin auch als Propaganda bekannt. Teile und herrsche funktioniert ebenfalls bestens.

    2. Negative Auswirkungen der Totalüberwachung betreffen bisher vor allem unbequeme und kritische Bürger. Daneben gibt es auch Zufallsopfer (Kollateralschäden).

    3. Die meisten Bürger sind angepasste, systemkonforme Mitläufer und Duckmäuser. Wer nicht auffällig und abweichend von der Norm ist, gerät nicht so schnell ins Visier. Den meisten Menschen geht es nur um Konsum und Unterhaltung. Brot und Spiele.

  • Pingback: Empört euch! Jetzt! | datenhunger
Die von Ihnen verfassten Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern erst nach Prüfung und Freigabe durch unseren Administrator. Bitte beachten Sie auch unsere Nutzungsbedingungen und unsere Datenschutzerklärung.