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Überwachungsprojekt: Peilsender für Obdachlose

Überwachungsprojekt: Peilsender für Obdachlose

Mit einer befremdlichen Nachricht aus Dänemark hat uns heute Spiegel Online überrascht. In Dänemark werden für ein Überwachungsprojekt die Bewegungen von Obdachlosen mit Hilfe eines Peilsenders aufgezeichnet und analysiert.

Hilfsmaßnahme zum Wohle der Betroffenen?

Laut den Verantwortlichen in Odense geht es bei dem Projekt nicht um eine Analyse, mit der die Obdachlosen danach leichter aus dem Stadtbild verdrängt werden können. Im Gegenteil es geht sogar darum, die bestehenden Hilfsangebote mehr an die Bedürfnisse der Obdachlosen anzupassen.

Überwachung tatsächlich erforderlich?

Auch wenn das Projekt im Kern auf eine gute Sache abzielen mag, so erscheint das Vorgehen doch reichlich fragwürdig. Die dauerhafte Überwachung eines Menschen stellt einen extrem starken Eingriff in seine Persönlichkeit dar, auch wenn eine individuelle Verfolgung der Teilnehmer wohl nicht möglich ist.

Ob diese Maßnahme tatsächlich notwendig ist, um die Situation der Obdachlosen besser zu verstehen, ist aus den bekannt gewordenen Informationen nicht abschließend zu beurteilen.

Merkwürdig erscheint es jedoch schon, dass andere Städte ohne solch einschneidende Maßnahmen auskommen. Und man fragt sich auch, warum man die Obdachlosen nicht einfach nach ihren Schlaf- und Lebensgewohnheiten befragt, wenn man sich doch mit ihnen trifft, um ihnen den Sender zu übergeben.

Mit Einwilligung der Betroffenen?

Aber vielleicht ist das alles halb so wild. Schließlich tragen die Teilnehmer den Sender ja freiwillig. Und das stimmt auch.

Aber die drei Mahlzeiten pro Tag, die die Teilnehmer für die Dauer des Projektes erhalten haben, werden sich auf den Willen zur Teilnahme sicherlich nicht negativ ausgewirkt haben.

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  • Mit Verlaub, dies ist ein ziemlich unqualifizierter Artikel von einem Autor, der offenbar nichts über die Situation von Obdachlosen in Großstädten und entsprechenden Hilfsangeboten weiß. Und der einfach ein 08/15 schematisches Verständnis von Datenschutz über die Geschichte legt. Viele Obdachlose sind psychisch krank und/oder haben handfeste Suchtprobleme. Die kann man nicht mal eben so zu Schlaf- und Lebensgewohnheiten befragen und belastbare, brauchbare Ergebnisse erhalten. Damit fängt es schon mal an. Außerdem ist es ziemlich überheblich zu suggerieren, dass Obdachlose für drei warme Mahlzeiten am Tag einer Überwachung zustimmen würden, die ihnen letztlich schadet. Gerade so, als ob jemand, der auf der Straße lebt, einfach so manipulierbar ist. Das Gegenteil ist der Fall und das kann jeder wissen, der sich mal mit diesen Menschen näher beschäftigt hat. Meistens ist die Lage in solchen Fällen differenzierter, als das schlichte schwarz-weiß Bild der bösen Überwachung. Es wäre zumindest eine nähere Überlegung wert gewesen, ob der Einsatz moderner Technik nicht auch Gutes bewirken kann. In diesem Fall scheint einiges dafür zu sprechen.

    • Vielen Dank für Ihren Kommentar. Erlauben Sie mir zunächst ein paar Worte zu meinem persönlichen Hintergrund im Bezug auf die Obdachlosenproblematik.

      Ich lebe in Hamburg auf St. Pauli. Obdachlose Menschen begegnen mir hier an jedem Tag, zu jeder Uhrzeit und leider auch zu jeder Jahreszeit. Ich habe mich in den letzten Jahren verstärkt mit der Problematik befasst und ich habe versucht, mich im Rahmen meiner Möglichkeiten einzubringen. Oftmals ist das leider nur möglich, in dem man finanziell die Arbeit der Profis unterstützt.

      Inhaltlich bin ich durch die bundesweiten Entwicklungen der Vergangenheit sehr skeptisch, was Überwachungsprojekte für obdachlose Menschen angeht. In aller Regel dienen diese Projekte als Grundlage für Maßnahmen, um das “Stadtbild” zu verschönern und Obdachlose zu verdrängen. Dafür gibt es leider eine ganze Reihe an Beispielen, exemplarisch der Zaun an der Kersten-Miles-Brücke.
      Die fürchterliche Musik auf dem Bahnhofsvorplatz wäre eine weitere Maßnahme, es gibt leider viel zu viele Beispiele.

      Das alles führt zu meiner skeptischen Grundhaltung für solche Projekte. Ich halte die Arbeit der Streetworker, den persönlichen Kontakt zu den obdachlosen Menschen, für den richtigen Weg, mit all den Schwierigkeiten die das mit sich bringt. Eine technische Überwachung halte ich maximal für die 1b-Lösung.

      Und auch die Freiwilligkeit der Einwilligung in diese Maßnahme möchte ich zumindest mit einem kleinen Fragezeichen versehen. Natürlich ist nicht jeder manipulierbar, der auf der Straße lebt. Eine solche Aussage wäre anmaßend.
      Aber wie Sie auch angeführt haben, ist die Suchtproblematik bei Obdachlosen ein riesiges Thema. Hier im Umfeld sehe ich jeden Morgen Menschen, die ihren Dealer um den nächsten Schuss anbetteln. Und abends beim Einkauf im Supermarkt auf der Reeperbahn gibt es regelmäßig Wutanfälle, weil sich jemand die Dose Bier nicht leisten kann, die er kaufen will.

      Suchtkranke sind manipulierbar und mit meiner skeptischen Grundperspektive halte ich es für denkbar, dass auch in diesem Projekt drei Mahlzeiten am Tag die informationelle Selbstbestimmung überlagern können.
      Ich habe einfach Angst davor, dass das nächste Projekt zum Beispiel darin besteht, “wohlgefälliges” Verhalten und den Aufenthalt abseits der Touristenplätze zu belohnen. Nachgewiesen durch den Peilsender, den jeder erhält. Politiker sind sehr einfallsreich, sobald Daten oder Datenerfassungsmaßnahmen einmal vorhanden sind.

      In diese Richtung sollte mein Beitrag gehen. Um das aufzuzeigen war er wohl leider etwas zu kurz, hier hätte ich den Kontext vielleicht etwas weiter anlegen können. Vielleicht konnte ich jetzt mit diesem Kommentar den Hintergrund etwas besser darstellen.

  • In diesem Sinne sind die meisten Menschen ‚manipulierbar‘. Manche von uns gehen für 6,50€ die Stunde arbeiten und halten unsere Freizeitgestaltung ‚flexibel‘ weil wir den Vorteil haben kein „Hartz 4 ler“ zu sein. Wir geben täglich unsere Daten preis, um über Facebok Whatsapp und Co mit Menschen in Kontakt zu bleiben, oder um schnell an Informationen zu kommen (Google). Menschen in Bangladesh arbeiten bekanntlich unter absolut katastrophlen bedingungen, weil das das beste an Lebensqualtät ist was sie dort erreichen können. Jeder tut das, von dem er in dem Augenblick meint dass es für ihn oder sie (oder bestenfallss für eine nahestende Person) günstiger ist oder sein wird. Je schwieriger die Situation eines Menschen desto leichter ist es natürlich ihm einen „Vorteil“ zu verschaffen. Dass derjenige einwilligt hat nichts mit Charakterschwäche zu tun sondern eben mit der Situation. Aufgrund der Tatsache dass Lebensmittel oft im Müll landen (genau wie Gebrauchgegenstände) und sogar vielerorts ganze Häusser leerstehen sehe ich dieses Vorgehen als unethisches Ausnutzen der Situation der Obdachlosen an. Sollte der Peilsender selbst einen Vorteil darstellen, ähnlich wie ein Hasunotruf (eine Sahe die den Obdachlosen wiklich mal angeboten werden könnte) wäre es nicht notwendig. Zudem frage ich mich inwiefern das Verhalten ’naturgetreu‘ wiedergegeben wird, wenn sich die Personen (die vermutlich zu Fuß unterwegs sind) sowieso eher in der Nähe der Essensausgabe aufhalten werden. Das Ziel der Kontrolle der Personen, weil sie unter Generalverdacht gestellt werden oder als störend angesehen werden, und man bei Bedarf in ihr Verhalten eingreifen will, liegt also Nahe. Außerdem habe ich Angst, weil hier eine ganz neue Kultur entstehen könnte. Wer wird noch alles in diesen ‚Genuss‘ kommen? Arbeitslose, weil man ’studieren‘ will ob und wann sie auf Arbeitssuche gehen? Menschen über 70 weil sie oft ‚vepeilt‘ sind und man mal das Verhalten von Senioren analysieren möchte? Kinder – besonders natürlich solche die in Einrichtungen leben? Behinderte- weil behindere einfach voll interessant sind? Menschen mit psychichen Krakheiten aller Art, um ihre Compliance zu testen z.B. ob „der Depressive“ zu oft zu Hause hockt? …der ob er vielleicht doch einkaufen geht und damit eindeutig als Simulant entlarvt wird? Ich will nicht in einer 24 Stunden- Stress Welt leben.

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