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Der Rohstoff des 21. Jahrhunderts – Worin liegt der Wert unserer Daten?

Der Rohstoff des 21. Jahrhunderts – Worin liegt der Wert unserer Daten?

Die Metapher von den Daten als Rohstoff bzw. Öl des 21. Jahrhunderts wurde schon unzählige Male zitiert und rezitiert. Was soll sie aber letzten Endes bedeuten? Wo kommt der Vergleich her und ist er überhaupt gerechtfertigt?

Datenkrise in der Straße von Hormus – Ein Szenario

Man stelle sich folgendes Szenario vor. Der Iran stoppt einen großen britischen Tanker in der Straße von Hormus. Ladung: Eine riesige Menge an Daten, die in den Westen transportiert werden sollen, um dort in Geld umgewandelt zu werden. Grund: Der Iran möchte aufgrund vorher verhängter internationaler Datenausfuhrbeschränkungen seinen Einfluss auf den internationalen Datenmarkt beweisen und durch ein bisschen Unruhe den Datenpreis in die Höhe treiben. Schließlich ist das Land von seiner Datenförderung wirtschaftlich abhängig.

In der Folge reagiert Großbritannien mit der Festsetzung eines iranischen Datentankers vor Gibraltar, der angeblich wichtige Kriegsdaten nach Syrien schiffen sollte. Donald Trump wird ganz orange vor Wut und twittert, dass die USA den freien Datenverkehr im mittleren Osten bei Bedarf militärisch verteidigen würden. Und überhaupt hätte der Iran bestimmt Massenvernichtungsdaten, was man nicht toleriere und notfalls einmarschiere. Der Datenpreis steigt in der Folge, die großen Datensammel-Unternehmen weltweit können nicht mehr so günstig Daten sammeln und der Endverbraucher sieht zu, dass er im Alltag weniger Daten verbraucht. Ein datenfreier Sonntag in Europa wird diskutiert. Irgendwo explodiert eine Daten-Pipeline.

Passt irgendwie nicht, oder?

Wie Sie wahrscheinlich merken, hinkt der Vergleich.

Rohstoffe wie Öl sind endliche Ressourcen, die früher oder später aufgebraucht sein werden, zumindest wenn die Förderung in diesem Ausmaß so weitergeht. Auch sind nicht ganze Nationen und Ökonomien von der Förderung von Daten als Rohstoff abhängig und ein Streit um Daten hat bisher auch noch keine Kriege ausgelöst.

In der Realität entscheiden zwar einige wenige Menschen in Form von Regierungen und Unternehmen über die Verteilung dieser Rohstoffe durch internationalen Handel. Dies ändert jedoch zunächst nichts daran, dass alle natürlichen Rohstoffe wie Öl, Gold, Kohle oder Gas ganz grundsätzlich der Allgemeinheit gehören. Daten hingegen – zumindest personenbezogene – gehören im Gegensatz dazu zunächst immer der dazugehörigen Person und sollten nicht ohne Weiteres wie eine Ware verkauft werden (mein Kollege Dr. Datenschutz zum Thema Dateneigentum). Abgesehen davon sind sie endlos reproduzierbar, können vervielfältigt und mehrmals genutzt werden.

Also ist der Vergleich dann Quatsch?

Nein ist er nicht. Es hat schon seine Gründe warum Medien, Politiker und Unternehmer immer wieder diesen Vergleich bemühen.

Ähnliche Bedeutung und Funktion

Einerseits sind da die Ähnlichkeiten in der Bedeutung und Funktion für uns Menschen. Daten stehen heute, so wie früher Öl, für Bewegungsfreiheit und Antrieb für die Industrie aber auch den einzelnen Menschen. Damals äußerte sich die neue Bewegungsfreiheit in erschwinglichen Autos und Kraftstoff. Zeitgleich befeuerte Öl und die daraus gewonnenen Produkte die Industriewirtschaft und förderte so Wohlstand und Fortschritt.

Vergleichbarer monetärer Wert

In Zeiten der Digitalisierung dienen Daten als Kraftstoff für eine ganz neue Industrie. Die heutigen großen „Internetkonzerne“ aber auch unzählige kleinere Unternehmen haben ganze Geschäftsmodelle auf der Sammlung und Analyse von Daten und der Nutzung der daraus folgenden Ergebnisse aufgebaut. Die neue Bewegungsfreiheit findet im World Wide Web statt, wo man sich fast grenzenlos bewegen kann. Den Gang zur Tankstelle kann man sich sparen. Die Daten hat man schon parat und gezahlt wird teilweise unbemerkt.

Veredelung des Rohstoffes – Drei Beispiele

Wie bereits angesprochen, nutzt heute eine ganz neue Branche diesen neuen Datenkraftstoff, um voranzukommen und zu wachsen. Daneben nutzen aber auch „alte Industrien“ den neuen Rohstoff. Und zu guter Letzt haben Daten auch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf politische Systeme.

Die „Internetgiganten“

Fünf der sechs weltweit wertvollsten Unternehmen sind US-Technologiekonzerne, deren Geschäftsmodelle zum Teil oder auch fast vollständig auf der Sammlung und Auswertung von Daten beruhen (Microsoft, Apple, Amazon, Alphabet, Facebook). Am deutlichsten wird diese Abhängigkeit von Daten wahrscheinlich bei Google (Alphabet) und Facebook. Denn anders als bei den anderen Konzernen, stehen hier keine klassischen Produkte (Smartphones bei Apple) oder Dienstleistungen (Online-Handel bei Amazon) im Mittelpunkt. Trotz allem machen sich auch die anderen Konzerne dieselben Effekte zu Nutze.

Die Angebote von Google und Facebook haben immer schon von großen Datenmengen profitiert. Je mehr Nutzer sich bei Facebook anmelden, desto attraktiver wird die Anmeldung für andere. Dadurch entstehen sogenannte Netzwerkeffekte. Durch die Sammlung von mehr Daten hat ein Unternehmen mehr Möglichkeiten, seine Produkte zu verbessern, was mehr Benutzer anzieht, noch mehr Daten generiert und so weiter. Geld wird hierbei vor allem mit personalisierter Werbung durch Nutzertracking verdient.

Die „alte“ Autoindustrie

Die Autoindustrie dieser Tage ist im Umbruch und versucht ebenfalls durch Nutzung von Nutzerdaten ihre Gewinne zu maximieren.

Hierbei nutzen die Hersteller dieselben o.g. Effekte. Einerseits durch Nutzung von Apps (Carsharing, Sammeltaxis) oder Sammlung von riesigen Datensätzen von selbstfahrenden Autos. Je mehr Daten hierbei gesammelt werden, desto eher können die Hersteller das Fahrerlebnis verbessern, was wiederum mehr Käufer anzieht.

Wahlen gewinnen die Daten?

Zu guter Letzt wird der Sammlung von Daten auch eine gefährdende Wirkung für die Demokratie nachgesagt.

Der Netflix-Film „The Great Hack“ hat vor kurzer Zeit die Thematik um die US-Präsidentschaftswahlen 2016 und das ehemalige Unternehmen Cambridge Analytica wieder aufgeworfen. Durch die Analyse von Datensätzen aus sozialen Netzwerken (v.a. Facebook) wurden konkrete Wählergruppen (die Unentschlossenen) definiert. In der Folge wurde durch gezielte Werbung und Bereitstellung von politischen Botschaften durch verschiedenen Internetcontent versucht diese Wähler in ihrer Wahlentscheidung zu beeinflussen. Es ist nicht bewiesen, ob dieses Vorgehen tatsächlich die Wahl zu Gunsten Donald Trumps entschieden hat, ist aber nicht ausgeschlossen, da es am Ende um nicht besonders viele Stimmen ging. Dieselbe Vorgehensweise wurde übrigens in zahlreichen Wahlkämpfen weltweit eingesetzt, zumindest zeitweise auch im „Brexit“-Wahlkampf.

Wertvolles ist schützenswert

Das Alles zeigt: Die Metapher vom Rohstoff des 21. Jahrhunderts ist vielleicht nicht wörtlich zu nehmen. Parallelen sind aber allemal vorhanden. Und ein immenser Wert ist unseren personenbezogenen Daten definitiv nicht abzusprechen. Das wertvolle Dinge geschützt werden sollten, versteht sich eigentlich von selbst. Dazu muss man ja nur in die Straße von Hormus und auf die Twitter-Ankündigungen Donald Trumps schauen.

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