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Verhaltensforschung mit „Celebrate Pride“-Bildern auf Facebook?

Verhaltensforschung mit „Celebrate Pride“-Bildern auf Facebook?

Soziale Netzwerke bieten eine Plattform, öffentlich die persönliche Einstellung zu politischen und gesellschaftlichen Themen kund zu tun. Einfache Gesten reichen dazu bereits aus. Über das Profilbild oder das Teilen und Liken bestimmter Artikel, lassen sich Meinungen und Emotionen zeitnah und mit nur einem Klick im Internet verbreiten. Das Phänomen daran ist: Manche Aktionen entwickeln eine solche Eigendynamik, das kurzerhand ein Großteil der eigenen Facebook-Freunde daran teilhaben. Jüngstes Beispiel einer solchen „kollektiven Meinungsäußerung“ sind die regenbogenfarbenen Profilbilder, die als Reaktion auf die Entscheidung des obersten Gerichtshofs zur Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe gepostet werden.

Sind die Regenbogenbilder ein weiteres Facebook-Experiment?

Die Regenbogen-Profilbilder können durch das „Celebrate-Pride“ Tool generiert werden, welches Facebook seinen Nutzern momentan zur Verfügung stellt und mittels dessen sich ein Regenbogenfilter über das eigene Profilbild legen lässt. Innerhalb kurzer Zeit haben Millionen Menschen ihr Profilbild geändert, Kommentare dazu abgegeben und die Beiträge anderer gelikt.

The social network learns more about its users than they might realize.

– Die Sozialen Netzwerke erfahren mehr über ihre Nutzer, als diesen bewusst ist – schreibt J. Nathan Matias dazu im Online Portal der Zeitschrift The Atlantic und stellt damit die Frage in den Raum, ob hinter der Aktion doch noch etwas mehr steckt, als eine schöne Möglichkeit, auf einfachen Wege Solidarität und Freude auszudrücken.

Was das Nutzerverhalten über uns aussagt

Hintergrund der Vermutung ist, dass Facebook in der Vergangenheit laut „The Atlantic“ schon einige solcher Experimente durchgeführt hat. Um herauszufinden, wie sich soziale Medien auf die Stimmung der Nutzer auswirken, wurde der Newsfeed in der Timeline manipuliert. Einige Nutzer erhielten dadurch vermehrt positive, anderen negative Posts.
Im Jahr 2013 startete Facebook ein ähnliches Experiment: Millionen von Nutzern änderten ihr Profilbild in zwei rote Balken, um ihre Befürwortung der gleichgeschlechtlichen Ehe auszudrücken. Facebook hat dabei alle damit im Zusammenhang stehenden Informationen für eine spätere Analyse aufbereitet. Dabei ließen sich auch allgemeine Verhaltensmuster erforschen:

  • Wie lange braucht es, bis Nutzer ihr Profilbild ändern und innerhalb welcher Zeit wird zum ursprünglichen Profilbild zurückgekehrt?
  • Welche Personengruppen ändern ihr Profilbild? Ist es ein Phänomen, das sich auf bestimmte Freundeskreise bezieht und enthalten sich manche Freundeskreise komplett?
  • Wie viel soziale Akzeptanz braucht es, bis ein Nutzer sein Bild ändert? Wie schnell kann sich auf Basis dessen eine soziale Bewegung herausbilden?

Ein Sprecher von Facebook hat dementiert, dass es sich bei dem „Celebrate-Pride“ Tool um ein weiteres Experiment handelt. Anders als bei früheren Aktionen sei die Timeline der Nutzer nicht manipuliert worden.
Dennoch bleibt die Frage offen, ob Facebook die über die Regenbogen-Bilder gesammelten Daten auswertet. Die Möglichkeit dazu besteht zumindest.

Soziale Netzwerke als Goldgrube für Big Data Analysen

In den letzten Jahren gab es einige solcher Aktionen. Als Reaktion auf die Massenproteste zu Stuttgart 21 gaben Profilbilder Auskunft darüber, wer Befürworter und wer Gegner des Großprojektes war. Nach dem Anschlag auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo zeigten Nutzer Anteilnahme durch ein „Je suis Charlie“ Profil.

Gesellschaftliche Großereignisse und die darauf folgenden Reaktionen in sozialen Netzwerken eignen sich hervorragend dazu, das Verhalten oder die politische Einstellungen verschiedener Gesellschaftsschichten zu analysieren. Die dabei gesammelten Daten geben Auskunft über die Meinung einer breiten Masse und lassen sich dabei dankt weiterer personenbezogener Daten wie Alter, Herkunft und Geschlecht der Nutzer sehr gut auswerten.Für Forscher und Wirtschaftsunternehmen, aber auch Arbeitgeber, Versicherungen und Kreditgeber sind soziale Netzwerke daher eine wahre Goldgrube: Ein riesiger Datenpool, in dem die Probanden ihre Daten kostenlos und in Echtzeit zur Verfügung stellen.

Wie sparsam müssen wir mit unseren Daten sein?

Ob nun von Facebook initiiert oder nicht: Im Internet hinterlassene Daten eignen sich immer dazu, für Big Data Analysen herangezogen zu werden. Aktionen, wie das Regenbogen-Profil sind ohne Frage eine schöne Gelegenheit, sich zu positionieren. Sie sorgen dafür, dass es in den sozialen Netzwerken interessant bleibt. Dennoch gilt: Beim Posten, Liken und Kommentieren verleiben die geteilten Inhalte dauerhaft im Netz und können dadurch auch von Dritten in einer Weise genutzt werden, die sich nicht unmittelbar aufdrängt. Um die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten, empfiehlt sich daher ein sparsamer oder zumindest bewusster Umgang mit den Informationen, die man über die sozialen Netzwerke verteilt.

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